Kino unter der Gürtellinie


Als Ende der Siebziger Jahre das Medium Video immer mehr Fuß fassen konnte, erlebte der seinerzeit etwas stagnierende japanische Filmmarkt wieder einen kleinen Boom. Die neue Möglichkeit mit wenigen Geldmitteln Filme zu produzieren und diese dann ohne einen teuren Kinoeinsatz direkt als Home Entertainment zu vermarkten, sorgten auch dafür, dass einige Investoren wieder verstärkt auf die Produktion von Horrorfilmen setzten. Allerdings ließen sich die Filmemacher bei ihren Werken nun sehr häufig vom gerade angesagten amerikanischen Splatterkino Marke FRIDAY THE 13TH beeinflussen, anstatt sich auf die eigenen Traditionen zu besinnen.

Für die Entwicklung hin zu einer härteren Gangart im Genre war aber noch wesentlich bedeutsamer, dass eine neue Generation von jungen Filmemachern in den Vordergrund drängte, die ihre ersten Erfahrungen im wesentlich gewalttätigerem und sexuell sehr freizügigem Anime/Manga- oder Pinku Eiga Bereich gesammelt hatte. Regisseure wie Ishii Takashi übertrugen diesen Background fortan auch auf ihre Realfilme, was das japanische Genrekino zumindest für eine gewisse Zeitspanne grundlegend verändern sollte.

Die mitunter sehr leichtfüßige Verquickung von Sex und grober Gewalt trieb in den Achtzigern teilweise recht seltsame Blüten. Die Firma Nikkatsu produzierte eine ganze Reihe von Filmen, die sie unter der Bezeichnung Roman Porno vermarktete. Sieht man dabei von wenigen Ausnahmen wie der ANGEL GUTS-Reihe ab, für die sich u.a. Ishii Takeshi verantwortlich zeigte, so handelte es sich bei diesen Produktionen in aller Regel um billigst hergestellte und formal wie inhaltlich äußerst krude Machwerke, die vor allem durch ihre hemmungslose Gewalt gegenüber Frauen unangenehm auffielen. Bestes Beispiel hierfür ist die dreiteilige GUTS-Serie von Regisseur Gaira (Komizu Kazuo), der sich einige Jahre später auch für den Trashheuler LIVING DEAD IN TOKYO BAY (1991) verantwortlich zeigte. Geprägt von völliger formaler Inkompetenz, bot seine Reihe nichts weiter, als eine sinnlose Aneinanderreihung von brutalen Vergewaltigungen und selbstzweckhaften Gewaltszenen, bei denen die rudimentäre Handlung völlig auf der Strecke blieb.

Noch einen Schritt weiter ging gar die berüchtigte sechsteilige GUINEA PIG Reihe, die bei den ganz eingefleischten Fans der Splattergemeinde bis heute einen sehr zweifelhaften Ruf genießt. War bei Gairas Filmen zumindest noch der ansatzweise Versuch zu erkennen, die Gewalt- und Sexszenen in eine Story einzubetten, verzichtete man hier vollkommen darauf, eine Geschichte um das blutrünstige Abschlachten zu konstruieren.

Einer der besseren japanischen Splatterstreifen stammt von Regisseur Ikeda Toshiharu, dessen Wurzeln sich ebenfalls im Roman Porno-Bereich finden lassen. Mit EVIL DEAD TRAP inszenierte er 1988 den außerhalb Asiens wohl bekannteste Splatterfilm Japans. Anders als seine meisten Kollegen, ließ er sich bei seiner Arbeit allerdings weniger vom amerikanischen Genrefilm inspirieren. Deutlich beeinflusst von den italienischen Giallo Streifen eines Dario Argento legte sein Film eine hohe Brutalität an den Tag, konnte darüber hinaus aber auch einige gelungene Spannungsmomente vorweisen. Kein Meilenstein des Horrorfilms, aber immerhin ein relativ kurzweiliges Vergnügen für ganz Hartgesottene.

 


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